Ende April dürften die meisten Züchter von großen Hühnern und auch viele Zwerghuhnzüchter mit dem Brutgeschäft durch sein, wenn auch ein paar Zwerghuhnzüchter in den kommenden Wochen noch Küken erwarten.
Beim Wassergeflügel sind die ersten Gössel und Enten da, viele Elterntiere brüten aber noch, da Naturbrut im Wassergeflügelbereich deutlich häufiger anzutreffen ist, als bei den Hühnern. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, einmal ein Zwischenfazit zu ziehen. Haben die Zuchttiere gut gelegt, war die Befruchtungs- und Schlupfrate hoch und sind die Jungtiere vital und frohwüchsig, ohne größere Verluste, so hat der Züchter bisher wohl alles richtig gemacht. Wo das nicht der Fall ist, muss Ursachenforschung betrieben werden, denn die Fehlerquellen liegen meist zu 95% beim Züchter und nur zu 5% bei den Tieren. Bereits bei der Auswahl der Elterntiere, wird das Grundgerüst für die kommenden Generationen gelegt. Bei den Zuchttieren sollten keinerlei Zugeständnisse im Hinblick auf die Vitalität gemacht werden. Die Vitalität der Alttiere steht auf jeden Fall vor den rassespezifischen Merkmalen. Zuchttiere, die im Hinblick auf Frohwüchsigkeit und Krankheitsanfälligkeit aufgefallen sind, haben, unabhängig vom Schauerfolg, nichts im Zuchtstamm verloren. Eigröße, Eigewicht und Eiform sollten stimmen und vererben sich entsprechend. Weibliche Tiere, deren Eigewicht unterhalb des Standardgewichts liegen gehören auch nicht in die Zucht. Aus kleinen Eiern schlüpfen kleine Küken. Besonders bewährt hat sich der Einsatz von Althennen, bei Junghennen sollten diese zumindest im alten Jahr schon gelegt haben. Auch der Verlauf der Mauser ist ein Merkmal, dass für oder gegen den Einsatz im Zuchtstamm spricht. Hennen und Hähne, die stressanfällig sind und häufiger mausern sollten nicht als Vererber zum Einsatz kommen. Verläuft die Mauser schnell und reibungslos, werden die Hennen auch wieder früher mit dem Legen beginnen, als solche Hennen, die ewig lange mausern. Die Mauser verlangt den Tieren alles ab und nicht selten ist eine in die Länge gezogenen Mauser auch das Eingangstor für Krankheiten. Sind die Zuchtstämme dann zusammengestellt, müssen die Tiere in Zuchtkondition kommen. Die Züchter sollten sich davor hüten, das vermeintlich „beste Futter“, welches auf dem Markt verfügbar ist, zu verfüttern. Hier ist weniger oftmals deutlich mehr. Ein einfaches, nicht zu gehaltvolles Legemehl als Alleinfutter, zudem sparsam verfüttert, ist absolut ausreichend und sorgt für die richtige Kondition. Was auf den Ausstellungen gut genährt in den Käfigen stand, taugt lange noch nicht zur Zucht. Sparsame Fütterung ist vielmehr der Schlüssel zum Erfolg. Natürlich müssen Mineralien, Vitamine, frisches Wasser etc. immer vorhanden sein. Rote Beete, Grünkohl, Äpfel, Wurzeln sowie Grit und Eichelschrot sollten schon zur Verfügung stehen. An alles kann man die Hühner gewöhnen. Wird das Eichelschrot am Anfang auch konsequent gemieden, so wird es später doch gefressen, wenn der Hunger zu groß wird. Die darin enthaltene Gerbsäure ist ein wahres Wundermittel gegen Würmer und Darmparasiten. Wir müssen nur in die Natur gucken. Keine hühnerartigen Vögel und kein Wassergeflügel findet im Winter einen reich gedeckten Futtertisch vor, diese Zeit ist ein jährlich wiederkehrender Kampf ums Überleben, der Fettreserven aufzehrt.
Wenn die Tiere dann Anfang des neuen Jahres schon mit dem Legen beginnen sollen, ist eine künstliche Stallbeleuchtung unerlässlich. Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Hähne für eine gute Befruchtung etwas früher Licht benötigen, dass gilt umso mehr, wenn man einen Althahn in die Zucht einsetzt. Auch sollte der Zuchtstamm dann während der Bruteigewinnung im Stall gehalten werden und nur bei gutem Wetter Auslauf bekommen. Kalte Bodenwinde, die den Tieren im Stall nichts anhaben können sorgen draußen oftmals für ein nicht zufriedenstellendes Befruchtungsergebnis. Ein Stall mit viel Frischluft, tiefer Einstreu, möglichst auf Holzböden, zugluftfrei und absolut trocken ist eine ideale Voraussetzung. Abwechslung und Beschäftigung der Tiere ist ein Muss. Dieses kann durch die Gabe von getrocknetem Laib in die Einstreu, roter Beete, Äpfel, Kohl oder Wurzeln erfolgen, Hauptsache die Tiere haben Beschäftigung. Wenn dann noch Licht von mindestens 14 Stunden vorhanden ist und der Legemehlanteil moderat erhöht wird, werden die Hennen alsbald zuverlässig mit dem Legen beginnen.
Auch mit einem Vorurteil, dass man immer wieder, selbst von altgedienten Züchtern hört, soll aufgeräumt werden. Wie oft hört und liest man in Anzeigen von blutsfremden Elterntieren oder dem Zukauf eines neuen Hahns, um frisches Blut zu haben? Dieses ist in der Regel kontraproduktiv für die Verbesserung der Rassemerkmale seiner eigenen Zucht, weil man dann nicht weiß welche Rassemerkmale das zugekaufte Tier vererbt. Der Schlüssel zum Erfolg und zur Verbesserung der Qualität der Nachzucht liegt einzig und allein in einer konsequenten Auswahl der Zuchttiere und das über viele Generationen hinweg. Züchten heißt gestalten, Attribute zu verbessern und zu festigen. Selbstverständlich sind bei dieser Zuchtmethode das Augenmerk auf Vitalitätsmerkmale noch akribischer zu richten und beim Anzeichen der kleinsten Vitalitätsverluste ist sofort gegenzusteuern. Der ständige Einsatz von „neuem Blut“ -ohne Kenntnis des Genotyps-, ist ausschließlich Zufallsvermehrung und hat mit planvoller Zucht nichts zu tun.
-wird fortgesetzt-
Text: Volker Niemeyer
Bilder: Karl-Heinz Weselmann
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